Zertifizierung

Die Kategorie Zertifizierung enthält Beiträge über Erfahrungen aus Zertifizierungsaudits und Hintergrundinformationen zu den Gremien (ISO, IAF, DAkkS).

Statuskommentar von Nigel Croft

Nigel Croft

Nigel Croft war vorsitzender Leiter des ISO Komitees (TC 176), welches die ISO 9001:2015 erarbeitet hat. Wenn er etwas zu den Anforderungen sagt, dann sind das Ideen aus erster Hand. Das Video ist zwar auf Englisch, lässt sich jedoch gut verstehen.

Die relevanteste Aussage lautet: „Der risikobasierte Ansatz ist nichts Neues. Er bietet lediglich die Möglichkeit, den Blickwinkel zu erweitern.

Nigel Croft, Chair of the ISO subcommittee revising ISO 9001, gives an update on where we are at with the latest revision of the standard (expected in 2015), following the results of a vote which approved the latest draft to progress to the final stage in the revision: FDIS (Final Draft International Standard):

ISO 9001:2015 – Was ist neu?

HLS Struktur

Kurze Zusammenfassung der Neuerungen der geplanten ISO 9001:2015 gegenüber der bisherigen ISO 9001:2008:

Die Struktur der Norm wurde an die Grundstruktur für Managementsystem-Normen („High Level Structure„) angepasst.

Neu sind in diesem Zusammenhang vor allem die folgenden Punkte:

  • Ein neuer Abschnitt zur Bestimmung des „Kontext der Organisation“.
  • Der „risikobasierte Ansatz“ wurde hervorgehoben.
  • Der Sammelbegriff „dokumentierte Information“ ersetzt die bisher bekannten „dokumentierten Verfahren“ und „Aufzeichnungen“.
  • Ein „Qualitätsmanagementhandbuch“ wird nicht mehr gefordert.

ISO 9001:2015 und Risikomanagement?

Risikobasiertes Denken vs Risikomanagement

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass das Thema Risikomanagement im Rahmen einer ISO 9001 Zertifizierung nicht neu ist! In der aktuell noch gültigen ISO 9001:2008 finden wir das Risikomanagement im Abschnitt 8.5.3 „Vorbeugungsmaßnahmen“:

Die Organisation muss Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen von möglichen Fehlern festlegen, um deren Auftreten zu verhindern.

Um die Ursachen möglicher Fehler beseitigen zu können, bedarf es eines Verfahrens, das potenzielle Fehler ermittelt. In der ISO 9001:2008 klingt das so:

Automotive dreht am Rad

Automotive dreht am Rad

Wer trägt die Schuld an Qualitätsproblemen in der Automobilindustrie?

Die Fahrzeughersteller, deren Lieferanten oder die Zertifizierungsauditoren?

Für die IATF (International Automotive Task Force) scheint der Fall klar zu sein: Die Auditoren sind bei den Zertifizierungsaudits zu lasch. Scheinbar bedarf es strengerer Regeln und mehr Überwachung. Hierdurch wird der Zeitaufwand für IATF 16949 Audits steigen (zusätzliche Dokumentationsprüfung vor Ort, Vollaudits in Spät- und Nachtschichten, …).

Wohin soll das führen? Welcher (Un-)Sinn steckt dahinter?

Hinweis: „Sie brauchen doch nur …“

Hinweise - Sie brauchen doch nur

Vorsicht vor Hinweisen

Eine typische Auditsituation. Der QMB präsentiert dem Zertifizierungsauditor eine Exceltabelle, in der die internen Fehler erfasst und analysiert werden. Der Auditor fragt nach, ob man auch auswerten könne, wie viele Fehler je Abteilung aufgetreten seien. Der QMB verneint, da diese Information nicht mit erfasst wird. Und an dieser Stelle kommt der Hinweis des Auditors: „Sie brauchen doch nur Ihre Tabelle um eine Spalte ‚Abteilung‘ zu ergänzen, dann wäre diese Auswertung ohne weiteres möglich“.

Der goldene Griff des Auditors

Der goldene Griff des Auditors, treten in Mist

Ist der goldene Griff des Auditors Mythos oder Wirklichkeit?

Manch ein Mythos hält sich hartnäckig

Dem Auditor wird erklärt: „Zu allen Aufträgen führen wir eine schriftliche Machbarkeitsbewertung durch, wobei jede Abteilung per Unterschrift die Machbarkeit bestätig.“ Daraufhin bittet der Auditor die Machbarkeitsbewertung für ein bestimmtes Projekt zu sehen, worauf hin eine hektische Suche beginnt. Diese Suche endet mit dem Kommentar: „Da haben Sie genau den richtigen Auftrag herausgepickt, zu dem wir das nicht so durchführen konnten, weil …“

Audittourismus

Audittourismus

Wenn zwei zusammenhanglose Begriffe zueinander finden, dann ist etwas entstanden, wofür es noch keine Worte gab. So auch beim „Audittourismus“.

Audit: „… systematischer, unabhängiger und dokumentierter Prozess zur Erlangung von Auditnachweisen und zu deren objektiver Auswertung, um zu ermitteln, inwieweit Auditkriterien erfüllt sind.“ [ISO 9000:2005]

Tourismus: „… auch Touristik, Fremdenverkehr ist ein Überbegriff für Reisen, die Reisebranche und das Gastgewerbe und die Freizeitwirtschaft.“ [Wikipedia]

Es gab einmal den Kerngedanken, dass eine nach ISO 9001 zertifiziert Organisation mit dem akkreditierten Zertifikat von Kundenaudits verschont bleibt. Jedoch haben viele Kunden festgestellt, dass ISO 9001 Zertifikate keine echten Qualitätssiegel sind. Aus diesem Grund werden weiterhin Audits bei den Lieferanten durchgeführt.

Nach oben scrollen