Zum Suchwort „Management“ liefert Amazon 84.315 Bücher, davon 1.633 Neuheiten. Setzt man den Filter auf „Business & Karriere – Management“ verbleiben immerhin noch 33.592 Bücher.
Bereits an zweiter Stelle finden wir den Titel „Management für Dummies – Mitarbeiter, Teams und Unternehmen gekonnt führen“, was sich anscheinend auf 366 Seiten erlernen lässt. Welcher Manager fühlt sich bei diesem Titel nicht gleich angesprochen? 😁 Spaß bei Seite und nichts gegen Bücher der „Dummy“-Reihe.
In vielen Büchern und Schulungen werden zwei Dinge versucht:
Es werden Werkzeuge zur Unternehmenslenkung an die Hand gegeben.
Der Umgang mit Menschen wird gelehrt.
Grundsätzlich sind alle Themen interessant, jedoch liegt das Problem bei beiden Themen im Detail, was ich hier kurz umreißen möchte.
Die meisten Organisation, die nach ISO 9001 zertifiziert ist, haben im Managementsystem sogenannte Verfahren in Form von Ablaufdiagrammen, Flowcharts, Prozessbeschreibungen oder ähnlichem beschrieben. Diese Ablaufbeschreibungen werden in den meisten Fällen von einem Prozessverantwortlichen (Prozesseigner) freigegeben
Oft ist es leider so, dass der Prozessverantwortliche sich nach der Freigabe wieder seinem Tagesgeschäft widmet. Erst kurz vor dem jährlichen Zertifizierungsaudit erinnert sich mancher Prozessverantwortliche daran, dass es Prozesse im Handbuch gibt, die er vor einiger Zeit freigegeben hat. Selbst wenn sich der Prozessverantwortliche nun eine Stunde Zeit nimmt, weiß er unter Umständen nicht, was er konkret tun soll.
Hauptsache billig einkaufen! China, Indien und Pakistan, ein El Dorado für viele Einkäufer deutscher Unternehmen. Die Lohnkosten fallen kaum ins Gewicht und fehlende bürokratische Hürden (z.B. rechtliche Anforderungen zu den Themen Arbeitsschutz und Umwelt) werden in diesen Ländern so übertrieben“ wie in Deutschland.
Im letzten Ziel(-vereinbarungs-)gespräch erhält der Einkäufer eine messbare Zielvorgabe, von der wiederum ein Teil seines Jahreseinkommens abhängt. Diese lautet beispielsweise 15 Prozent Beschaffungskosten einzusparen. Der Einkäufer fühlt sich fast gezwungen nach Fernost zu schauen. Ein erster Preisvergleich wirft beim Einkäufer die Frage auf, warum er nicht schon viel eher auf die Idee gekommen ist. Trotz Transport- und Zollkosten sind mehr als 15 Prozent möglich und die Jahresprämie scheint gesichert.
Da aktuelle Managementsystemnormen (z.B. ISO 9001) es fordern, gibt es keine zertifizierte Organisation ohne ein dokumentiertes Leitbild. Meist hängen diese Niederschriften als „Qualitätspolitik“ oder „IMS-Politik“ in Eingangsbereichen oder Konferenzräumen aus.
Vergleicht man 100 formulierte Leitbilder, so wird man wahrscheinlich über 80% identische Aussagen lesen.
Das ist keineswegs erstaunlich oder gar schlecht, denn nichts spricht gegen Kundenorientierung, Mitarbeiterorientierung oder die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse.
Leider zeigt die Erfahrung als Berater und Auditor, dass die Leitbilder nicht ernst genommen werden und lediglich erstellt wurden, da sie ein KO-Kriterium für viele Zertifizierungen darstellt.
Was soll eigentlich eine festgeschrieben Unternehmenskultur in Form eines Leitbildes bringen?
Bereichsübergreifende Zusammenarbeit klingt logisch und kaum jemand würde sagen: „Nö, wenn jeder für sich allein kämpft, dann sind wir viel effektiver.“
Dennoch hört man in Unternehmen häufig Äußerungen wie „Wenn die Mitarbeiter aus Abteilung X sich anders verhalten würden, dann könnten wir als Abteilung Y viel zuverlässiger arbeiten“. Dabei können X und Y durch Vertrieb, Entwicklung, Einkauf, Produktion, Lager oder Service ersetzt werden.
Einige Qualitätsstandards heben den Wert der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit hervor. Zum Beispiel wird gemäß APQP (Rahmenwerk zur Qualitätsvorausplanung) am Ende jeder Projektphase ein bereichsübergreifendes Projektreview gefordert. In der praktischen Umsetzung werden Bereichsleitungen zu Unterschriften auf dem Dokument „Teamherstellbarkeitszusage“ (team feasibility) genötigt, was mit bereichsübergreifender Zusammenarbeit wenig zu tun hat.
Welche Normflut ist gemeint? Aktuell erfindet jede Branche das Rad neu und es werden „neue“ Standards (Normen) geschrieben. Die Unternehmen werden durch Ihre Kunden gezwungen, branchenspezifische Normen umzusetzen. Die Zertifizierungsgesellschaften und auch viele Berater freuen sich: Der Rubel rollt! Ich habe die Befürchtung, dass der Schuss nach hinten losgeht, da die Akzeptanz und die Sinnhaftigkeit der Managementsysteme in der Zertifizierungsflut untergehen!!! Insbesondere wenn man bedankt, dass oftmals 80% der Standards inhaltlich deckungsgleich sind.
Ich bin der festen Überzeugung, dass ein gelebtes System die Wirtschaftlichkeit eine Organisation nachhaltig verbessert. Oftmals fehlt der Nachweis, um diese These zu untermauern.
Möchte man den Beweis antreten, so benötigt man ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) statt RTL (Raten, Tratschen, Labern).
„Unsere Mitarbeiter sind uns wichtig“ ist ein häufig gelesener Satz im Unternehmensleitbild (Normdeutsch: Qualitätspolitik). Dabei investieren viele Unternehmen mehr Geld in die Gebäudeinstandhaltung als in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter. Insbesondere im Mittelstand ist die Personalabteilung (Neudeutsch: HR = Human Ressource) lediglich für die Lohnabrechnung zuständig.
So ziemlich jedes Unternehmen, dass nach ISO 9001:2008 zertifiziert ist, hat einen sogenannten QMB (Qualitätsmanagement Beauftragten). Obwohl dieser Begriff in der Norm nicht auftaucht, hat er sich eingebürgert (z.B. werden Seminare „Ausbildung zum QM-Beauftragten“ angeboten).