Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen

Wirksame Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen

Die Abgrenzung von Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen führt immer wieder zu Verwirrungen. So werden zum Beispiel im 8d-Report Sofortmaßnahmen als Korrekturmaßnahmen deklariert und unter Vorbeugung findet man eigentliche Korrekturmaßnahmen. Auch in Seminaren stelle ich häufig fest, dass die Unterscheide nicht immer ganz klar sind.

Um den Unterschied zu verdeutlichen, erzähle ich gerne die Brunnengeschichte, aus der die Abgrenzung von Sofort-, Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen deutlicher hervorgeht.

In diesem Blogbeitrag findest Du die Brunnengeschichte als Video und als Text.

Die Brunnengeschichte als Video

Diese Video ist ein Auszug aus dem Videotraining zur 8d-Mehtode der Lev-Akademie.

Videotraining

Insgesamt besteht das Videotraining aus 6 Videos mit einer Spielzeit von ca. 2 Stunden.

Zudem gibt es 6 Lernkontrollen (Quizze) und eine Multiple-Choice-Prüfung mit persönlichem Zertifikat.

www.lev-akademie.de

Die Brunnengeschichte als Text

Sofortmaßnahmen gehen den Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen voran.
Wirksame Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen

Ein Kind fällt in einen Brunnen, bricht sich dabei ein Bein und muss von der Feuerwehr gerettet werden.

Die Rettungsaktion ist eine Sofortmaßnahme, nicht mehr und nicht weniger. Alle Aktionen, die erforderlich sind, um den gewünschten ursprünglichen Zustand (Kind ist gesund, Brunnen kann genutzt werden) wieder herzustellen, sind Sofortmaßnahmen. Hierzu gehören auch die Operation des verletzten Kindes und die anschließende Rehamaßnahme. Obwohl z.B. der Beinbruch des Kindes „korrigiert“ wurde, handelt es sich nicht um eine Korrekturmaßnahme, da an der Ursache des Unfalls nichts korrigiert wurde.

Irgendjemand sollte die Kosten der Sofortmaßnahmen (Feuerwehreinsatz, Not-OP, Reha, …) erfassen. Diese Fehlerkosten können später gute Argumente bei Diskussionen zu den Kosten von Vorbeugungsmaßnahmen liefern.

Wann kommen endlich Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen?

Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen am Beispiel einer Brunnengeschichte
Wirksame Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen

Bevor wir von Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen reden können, muss die Ursache klar sein. Korrekturmaßnahmen setzen an der Fehlerursache an. Bei der Ursachenanalyse zum Unfall hat man festgestellt (zum Beispiel via Ishikawa, 5Why oder Brainstorming), dass der Brunnen nicht hinreichend gesichert war (kein Gitter, keine Mauer, nur Warnhinwiese).

Es werden verschiedene Korrekturmaßnahmen diskutiert und bewertet (Abdeckung, Ummantelung, Verbotsschilder, …). Schlussendlich entscheidet man sich dafür, den Brunnen mit einem Gitter abzusichern. Hiermit ist sichergestellt, dass kein Kind erneut in diesen Brunnen fallen kann.

Anmerkung: Es wurde auch überlegt, ob eine Unterweisung der Kinder eine angemessene Korrekturmaßnahme sein könne. Zum Glück wurde erkannt, dass dies einfach nur lächerlich wäre.

Die Wirksamkeit der Vorbeugungsmaßnahme wurde bestätigt, indem man 20 Kinder unfallfrei über das Gitter laufen ließ? Tatsächlich ist es nicht immer so einfach, die Wirksamkeit einer Maßnahmen zu bewerten.

Was denn jetzt noch? Jetzt ist doch alles gut!

Ja, für diesen einen Brunnen ist jetzt alles gut. Jedoch können wir eventuell aus diesem Einzelfall präventiv für ähnliche oder zukünftige Fälle lernen. Die Umsetzung von Maßnahmen zu diesen „Lessons learned“ nennt man Vorbeugungsmaßnahmen.

Zur Festlegung einer geeigneten Vorbeugungsmaßnahme muss die Frage gestellt werden: „Wie kann systematisch verhindert werden, dass weitere vorhandene und/oder zukünftige Brunnen ungesichert sind?

Die Vorgabedokumentation (Gesetze, Verordnungen, Normen, Arbeitsanweisungen) wird geprüft, um festzustellen, ob der Brunnenbau nicht hinreichend geregelt ist. Ggf. müssen Regularien (Gesetze, VOB, Normen, Handbücher) angepasst und betroffene Menschen (Brunnenbauer*innen, Mitarbeitende) bezüglich der neuen Vorgabe geschult werden.

Die Wirksamkeit der Vorbeugungsmaßnahme(n) kann evtl. erst nach einem Jahr anhand der Brunnen-Unfallstatistik, im Rahmen von Begehungen (Audits) oder durch Tests vor Ort (Kinder über Absperrungen laufen lassen) bewertet werden. Erst wenn die Wirksamkeit nachgewiesen wurde, ist der Fall „Ein Kind fällt in einen Brunnen“ nachhaltig abgeschlossen.

8d-Methode und 8d-Report

Wenn in Unternehmen der 8d-Reoprt „nur für Kunden“ ausgefüllt wird, werden sehr wahrscheinlich weitere Kinder in den Brunnen fallen. Kunden werden feststellen, ob sie bei Reklamationen immer wieder auf identische Probleme mit ihren Lieferanten stoßen. Wenn es Lieferanten nicht gelingt, Fehler systematisch abzustellen, könnten sie im schlimmsten Fall Kunden verlieren.

Es gibt Gründe, warum die 8d-Methode in Unternehmen nicht wirksam angewendet wird. Siehe hierzu auch meinen Beitrag 8d Methode realistisch dargestellt. Dabei beinhaltet die 8d-Methode und der zugehörige 8d-Report einen hilfreichen und praxistauglichen Leitfaden.

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